05.11.2020
Wo bleiben die Soforthilfen – das Bäderland Nr. 1 ist existentiell bedroht
Bädertag fordert umgehende Soforthilfen - Die finanzielle Unterstützung für Mineral- und Thermalbäder im Land muss aufgestockt werden. STUTTGART – Die Lockdowns schlagen bei den Heilbädern und Kurorten im Land voll durch: Die baden-württembergischen Erholungs- und Gesundheitsstandorte verzeichnen von Januar bis Ende August 2020 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt ein Minus von 41,4 Prozent bei den Ankünften und 33,6 Prozent weniger Übernachtungen.1 Dieser massive und anhaltende Einbruch der Gästezahlen stellt nicht nur Hotellerie und Gastronomie vor bis dato nicht gekannte Herausforderungen, auch die Thermenlandschaft Baden-Württembergs leidet massiv unter den finanziellen Einbußen. Ohne Hilfen des Landes ist das Bäderland Nummer eins in Deutschland gefährdet, da viele Betriebe in den Heilbädern und Kurorten um ihre Existenz kämpfen.

„Noch ist Baden-Württemberg mit seinen 56 höher prädikatisierten Heilbädern und Kurorten das Bäderland Nummer eins in Deutschland und konnte mit seinen 35 Thermal- und Mineralbädern bisher einen zentralen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge und Gesundheitserhaltung in unserem Bundesland leisten“, so Fritz Link, Präsident des Heilbäderverbandes Baden-Württemberg e.V.. Das Aufgabenspektrum der baden-württembergischen Thermal- und Mineralbäder in den Heilbädern und Kurorten lässt sich dabei in zwei Schwerpunkte untergliedern: Medizinisch-therapeutische Behandlungen sowie Erholungs- und Entspannungsangebote zur Stressreduktion und für das Wohlbefinden. Thermal- und Mineralbäder sind dabei, bedingt durch die medizinisch-therapeutische sowie präventive Ausrichtung, von reinen Hallen-, Spaß- und Freizeitbädern strikt zu unterscheiden.
Vor der Pandemie konnten die Thermen im Land durchschnittlich 720.000 Besucher pro Monat verzeichnen. Dabei kamen 30 Prozent aus einem rein medizinisch-therapeutische Anlass, 70 Prozent verfolgten Gesundheits- und Erholungszwecke. Mit Beginn der Corona-Krise und der mit dem Lockdown einhergehenden Thermenschließung bis zum 6. Juni veränderte sich diese Situation dramatisch. „Wir haben das Gefühl, dass gerade die letzte Therme wieder ans Netz gegangen war, als uns der zweite Lockdown getroffen hat“, so Link zum neuerlichen Lockdown im November. „Auch in unserem Bereich konnten keine Hot-Spots nachgewiesen werden, im Gegenteil, es war von Beginn an bekannt, dass aufbereitetes Thermal-/Mineralwasser nachweislich nicht viruzid ist.“
„Bereits nach dem ersten Lockdown ergab eine Branchenbefragung der Heilbäder und Kurorte Marketing GmbH, dass in der Hälfte der Thermen in den baden-württembergischen Heilbädern und Kurorten der Betrieb mittel- bis langfristig nicht gesichert ist“, so Präsident Link, „da die Einnahmeausfälle sich seit Krisenbeginn auf durchschnittlich 1,2 Millionen Euro pro Therme summieren.“
Der Umsatzverlust betrifft dabei alle Bereiche der Thermal- und Mineralbäder. Die Besucherzahlen hatten sich nach dem ersten Lockdown halbiert. Große Hoffnungen hat sich die Thermalbadbranche ausweislich der Diskussionen auf dem Bädertag am 03.11.20 in Baden-Baden nun für den Herbst und Winter gemacht. Die Hygiene- und Abstandskonzepte wurden von den Besuchern eingehalten und zunehmend akzeptiert, ein zartes Vertrauen konnte wiederaufgebaut werden, das nun mit dem zweiten Lockdown erneut in Frage gestellt wird.
„Wir müssen nun die Umsatzverluste fortschreiben und liegen aktuell bei über 52 Millionen Euro. Mit jedem weiteren Monat rechnet der Verband mit weiteren 17 Millionen Euro, die von den Kommunen aufgefangen werden müssen. Das wird keiner durchhalten können“, so Link. Deshalb müssen die von der Landesregierung zur Unterstützung der Mineral-/Thermalbäder vorgesehenen 15 Millionen Euro an Unterstützungsleistungen unverzüglich fließen. Dies kann aber nur die erste Tranche sein, um ein Bädersterben im Bäderland Nummer 1 zu verhindern.
1 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2020
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