16.01.2023
Personalmangel, Energiekrise und Inflation führen zu Teilschließungen und reduzierten Angeboten
STUTTGART – Die Ankünfte und Übernachtungen in den Heilbädern und Kurorten des Landes bewegten sich 2022 im Schnitt deutlich unterhalb des vorpandemischen Niveaus von 2019. „Die gut gestartete Erholungsphase Anfang 2022 wurde durch die Energiekrise und Inflation als direkte Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine deutlich eingebremst“, so Heilbäderverbandspräsident Fritz Link bei der Pressekonferenz im Rahmen der CMT 2023. Als „einzigen Hoffnungsschimmer“ im zurückliegenden Jahr bezeichnete Link die leicht gestiegene durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste in den Heilbädern und Kurorten Baden-Württembergs.

„Offensichtlich haben sich die Menschen nach zwei Pandemiejahren nicht nur nach gelebter Normalität im Alltag, sondern vor allen Dingen auch nach spürbarer Abwechslung in der Freizeit und im Urlaub gesehnt“, so Link weiter. „Denn anders erklärt es sich uns nicht, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer gegenüber 2019 in den Heilbädern und Kurorten auf vier Tage und damit um 5,3 % leicht gestiegen ist.
„Das tröstet aber nicht über die Tatsache hinweg, dass wir mit einem deutlichen Minus von 15 Prozent bei den Ankünften und sogar einem Minus von 30 Prozent bei den ausländischen Gästen in unseren Einrichtungen immer noch deutlich den Zahlen von 2019 hinterherhinken. Uns fehlt schlicht immer noch etwa ein Drittel der Gäste.“ Ganz bewusst betonte Fritz Link dabei den Begriff „hinterherhinken“: „Unsere Betriebe stemmen sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen diese Minuszahlen. Das wissen wir aus zahlreichen Umfragen und Besuchen vor Ort in den letzten Monaten. Aber die durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten Ängste, Sorgen und Nöte der Menschen, insbesondere bei den Energiepreisen, und die zugleich enorm gestiegene Inflation werfen uns in unseren Bemühungen leider wieder zurück“, betont der Heilbäderverbandspräsident. Die von der Bundesregierung beschlossenen Entlastungsmaßnahmen, wie z. B. der Gaspreisdeckel, begrüßt der Heilbäderverband grundsätzlich. „Aber wir kennen noch nicht im Detail deren Ausgestaltung und tatsächliche Auswirkung auf die Thermenbetreibenden,“ so Link weiter.
Als direkte Reaktion auf die enorm gestiegenen Energiekosten haben einzelne Thermen die Wassertemperatur in den Becken gesenkt. „Manche haben auch Becken geschlossen – meistens die Außenbecken, die besonders energieintensiv sind“, erklärt der Heilbäderverbandspräsident. Für Fritz Link und dessen Verband sei diese Entwicklung „alles andere als erfreulich“. Denn eine intakte und funktionierende Infrastruktur in den Heilbädern und Kurorten war und ist das Qualitätsmerkmal und Markenzeichen der Einrichtungen im Bäderland Nr. 1.
Neben den steigenden Energiekosten habe die letzte Umfrage des Verbandes unter den Thermenbetreibenden im September 2022 noch ein weiteres Problem zu Tage gefördert: den akuten Personalmangel. Knapp die Hälfte aller Thermenbetreibenden musste bereits im zurückliegenden Jahr aufgrund Personalmangels ihre Angebote an Anwendungen reduzieren sowie ihre Öffnungszeiten verkürzen. 19 Prozent führten zusätzliche Schließtage ein oder mussten ihre gastronomischen Einrichtungen zumindest teilweise schließen. „Teilschließungen und verkürzte Öffnungszeiten sind keine guten Werkzeuge, um die touristische Attraktivität wieder zu steigern. Dessen sind sich alle handelnden Akteure bewusst“, betont Link.
Deshalb haben die Heilbäder und Kurorte ihre Angebote noch besser auf bestimmte Urlaubstypenprofile ausgerichtet. Fritz Link: „Viele Menschen blicken trotz allem mit einer gewissen Zuversicht auf das Jahr 2023 und wollen sich ihren Urlaub nicht nehmen lassen. Diesem Wunsch entsprechen wir noch zielgruppenspezifischer. Mit unseren an sechs Urlaubstypen ausgerichteten und angepassten Angeboten sorgen wir dafür, dass sich Freiraumsuchende, Actionsuchende, Erholungssuchende, Balancesuchende in ihren schönsten Tagen des Jahres genauso wohl fühlen, wie Abwechslungssuchende oder Authentizitätssuchende.“
Downloads
- PM_PK_CMT_2023_AktuelleZahlen_11012023.pdf (pdf - 171 KB)